Rendezvous

Elisabeth Voggeneder

„Der Raum, in dem sich die Malerei bewegt, ist ein Raum der Komplizenschaft mit der Welt. Tun und Lassen sind hier im Verhältnis der Gegenseitigkeit verbunden und miteinander verflochten. In diesem Verwobensein transfiguriert sich der Raum der Malerei zu einem Raum des Imaginären.“
Bernhard Lypp

Bei der Ausstellung Rendezvous Leopold Kogler und Martin Veigl geht es um eine besondere Begegnung, gilt der 1952 geborene Leopold Kogler doch als Entdecker und Förderer des mehr als 30 Jahre jüngeren Martin Veigl. Durch die Teilnahme an Leopold Koglers „Malakademie“ fand Martin Veigl in seiner Jugend zur Malerei. Leopold Kogler blieb in den folgenden Jahren bis dato ein unterstützender Ratgeber. Darüber hinaus verbindet die beiden eine enge Beziehung zur Grenzregion zwischen Niederösterreich und Oberösterreich, mit den Geburtsorten St. Peter und Steyr. Auch ihre Ausbildung vollzog sich an der selben Insititution, an der Universität für angewandte Kunst, wo Leopold Kogler von 1973–1977 bei Oswald Oberhuber, Bazon Brock und Peter Weibel studierte und Martin Veigl – drei Jahrzehne später – von 2012 bis 2016 bei Johanna Kandl, Gerhard Müller und Henning Bohl.

Der Begriff Rendezvous im Ausstellungstitel bezeichnet also ein Stelldichein von zwei Künstlern, die sich durch ihren Lebensweg nahestehen. Wo aber sind die Berührungspunkte und Unterschiede dieser beiden Positionen zu finden? Eine erste Antwort darauf liefert ebenso der Titel der Schau, der aus dem Französischen stammt, zugleich auf das Umgebende verweist und damit auf jenes Thema, das für beide Künstler zentral ist. In Anlehnung an den berühmten
Ausspruch von Albrecht Dürer könnte man sagen: „Leopold Kogler und Martin Veigl versuchen ihrer Umgebung ein Stück Kunst zu entreissen.“.

Bei Leopold Kogler ist diese Umgebung weitgehend der natürliche Raum, also Landschaft und Natur. Doch geht es nicht um ein mimetisches Abbilden des Naturraumes, sondern um eine Einfühlung in die Natur. Seine Bilder geben keine topografische Beschreibung, kein erkennbares Motiv und keine bestimmte Formation wieder, sie erzählen vielmehr von Empfindungen, die von der Naturbetrachtung ausgelöst werden. Der Blick als Zugang zum Raum liefert dabei ein wesentliches Kriterium, so ist es einmal der Fernblick, der die Grundanlage einer Bildserie bestimmt, ein Blick also, der über die unendliche Ausdehnung schweift.

Diesem Blick steht die Nahsicht gegenüber, ein Heranzoomen an das Objekt – ein Blatt, eine Blüte, ein Zweig – wird nun zum Symbol der Naturschönheit, etwa bei der Serie Folia. Bei dieser wird in einer seriellen Abwandlung das gefundene Blatt – aus vielen Ländern der Welt – zum Symbol für die Einheit der Natur. Vergleichbar ist dieser Blickwechsel zwischen Fernblick und Nahsicht mit dem fotografischen Austausch des Objektives vom Weitwinkel zur Nahlinse. Beide Blickqualitäten werden in eine abstrakte Bildanlage übersetzt, bei der die Farbe im Vordergrund steht. Die abstrahierte Landschaftsbetrachtung erscheint in ihrer Wirkung ruhig und kontemplativ.

In seiner Entwicklung ist eine deutliche Tendenz zur Auflösung zu erkennen, die von den großformatigen Landschaftsimpressionen und den Nahsichten zur jüngsten Werkgruppe den „Starlights“ führt, die den Blick zu den Sternen und zur Auflösung jeder reinen Lichtfarbe vorführt.

Elisabeth Voggeneder